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The Knights und Wu Man in der Elbphilharmonie

Elbphilharmonie | Foto © Thies Rätzke

Die Elbphilharmonie genießt seit der Eröffnung am 11. Januar 2017 große Aufmerksamkeit. Das New Yorker Kammerorchester „The Knights“ bewies am 24. April 2017 mit ihrem ausverkauften Konzert im großen Saal, dass man Musik aus allen Stilrichtungen kombinieren kann. Im Zusammenspiel mit der chinesischen Pipaspielerin und Komponistin Wu Man begeisterte die junge Generation von Musikern das Publikum.

 

Schon bei der Anfahrt imponiert die aufragende monolithische Form und enorme Größe der Elbphilharmonie. Zweigeteilt in einen massiven, backsteinernen Sockelbereich - dem ehemaligen Kaispeicher - und einem futuristisch wirkenden gläsernen Aufsatz, der durch einen wellenförmigen Abschluss im Dachbereich gekrönt wird. Dahinter verbirgt sich der sogenannte Große Saal, das Herzstück der Elbphilharmonie. Dieser wurde von dem Schweizer Architekten-Duo Jacques Herzog & Pierre de Meuron mit großem Aufwand akustisch von dem übrigen Gebäude entkoppelt, um den Konzertbetrieb durch die vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffe und Containerfrachter nicht zu beeinträchtigen.

 

Bei der Ankunft drängen sich in geordneten Bahnen bereits erste Menschentrauben durch den modernen Check-In, um zugleich in einem gebogenen Tunnel, dem sogenannten Tube, zu verschwinden. Hier befördert eine 82 Meter lange Rolltreppe die Konzertbesucher hinauf auf die Plaza. Die Plaza fungiert als Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau und bildet zugleich den Kristallisationspunkt für den Gastronomie-, Hotel- und Konzertbetrieb. Hunderte handgeblasene Lampen, die wie Wahrsagekugeln das Licht gleichsam atmosphärisch aufnehmen und abgeben, sorgen für ein heiteres Farben- und Formenspiel. Gebogene Doppelverglasungen und eine auffallend hochwertige Verarbeitung der Oberflächen lassen den finanziellen Aufwand des Bauherrn erahnen. Es wurde viel über die Kosten des Gebäudes geschrieben und kritisiert. Das rare Angebot an Konzertkarten zeigt aber gleichwohl, dass sich der enorme Aufwand gelohnt hat. Es ist abzusehen, dass Hamburg mit der Elbphilharmonie seine führende Stellung unter den deutschen Großstädten weiter ausbauen wird. Das ist nicht zuletzt der Entschlossenheit des Ersten Bürgermeisters von Hamburg, Olaf Scholz, zu verdanken. Dieser hatte sich in einer kritischen Phase des Projektes entschlossen gezeigt und konnte nach zähen Verhandlungen mit dem Bauunternehmer sowie politischen Querelen innerhalb der Hamburger Bürgerschaft den skandalbehafteten und anderthalb Jahre andauernden Baustopp wieder aufheben.

 


The Knights und Wu Man | Foto © Claudia Höhne

 

Nach einem kurzweiligen Aufenthalt auf der Plaza, die nicht mit Ausblicken auf die historische Altstadt, Hafen und Norderelbe geizt, geht es über eine elegante Treppe aus massiver Eiche hinauf in das mehrgeschossige Foyer. Von der Anwesenheit der rund zweitausend Konzertbesucher ist nicht viel zu spüren, es wirkt weder hektisch noch überfüllt. Mit Einlass in den ausverkauften Großen Saal beginnt zweifelsohne der Höhepunkt des Abends, bei dem das New Yorker Ensemble „The Knights" ihr Debüt in der Elbphilharmonie gibt. Noch vor der Eröffnung erlangte der Konzertsaal durch seine so genannte „Weiße Haut" weltweite Aufmerksamkeit. Der japanische Akustik-Papst Yasuhisa Toyota erhielt den Auftrag einen Saal zu konzeptionieren, der es mit den besten Konzerthäusern der Welt aufnehmen kann. Hierzu ließ er rund 10.000 individuell gefräste Gipsfaserplatten anbringen, die dem Großen Saal seine besondere Akustik verleihen. Die feinsinnig komponierte Materialität und Architektursprache schafft eine unbeschreibliche Atmosphäre, die jeden in seinen Bann zieht. Die Konzertbestuhlung wurde nach dem sogenannten Weinberg-Prinzip angeordnet. Dieses höchst demokratische Prinzip ermöglicht jedem Besucher einen gleichwertigen Blick auf die Protagonistin des Abends - Wu Man, die bekannte Pipa-Virtuosin aus China.

 

Die Musiker verdeutlichen an diesem Abend das gesamte Potential der Elbphilharmonie. Von der phänomenalen Akustik des Großen Saals, die keine Mittelmäßigkeit verzeiht, wurden die Konzertbesucher ebenso wenig enttäuscht wie von den gut zwei Dutzend Musikern von „The Knights“ und ihrem Stargast Wu Man. Mit ihrem musikalischen Cross-Over, dass wie selbstverständlich Bach mit Tan Dun sowie Haydn und Boccherini kombiniert, setzen sie sich über Konventionen und Regeln des klassischen Konzertbetriebs hinweg - wo wenn nicht hier.