
Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.horx.com | www.zukunftsinstitut.de) | Foto © Klaus Vyhnalek
Das Future Evolution House befindet sich am Wiener Stadtrand an einer idyllischen Hanglage. Das Ensemble besteht aus zwei kubischen Baukörpern mit Flachdach. Der Längere von beiden dient dem renommierten Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx und seiner Familie zum Wohnen. In dem kleineren Gebäude, das etwas abseits auf dem Grundstück steht, ist das Büro untergebracht. Das sogenannte Zukunftshaus, wurde im Jahr 2010 fertig gestellt.
Gemeinsam mit seiner Frau Oona Horx-Strathern und dem Architekten Hans Peter Wörndl entwarf Matthias Horx die Gebäudekomplexe. Zentrale Fragen bei der Planung waren unter anderem, wie sich Individualisierung, Gesundheit, Alterung und Ökologie realistisch vereinen lassen. Außerdem wurden die Trends der steigenden Mobilität, die veränderte Rolle der Frau und eine flexible Arbeitswelt berücksichtigt. Den Zusatz Evolution bekam das Gebäude, weil ein Evolutionshaus nie fertig ist. Hier werden verschiedene Experimente zu Energie, Medien und Technologie durchgeführt.
Wer nun jedoch sprechende Kühlschränke, den neuesten 3D-Fernseher und Roboter erwartet, wird nicht fündig. Der Grund ist schnell erklärt. Das Future Evolution House ist kein Technik-Showroom, sondern ein ganz normales Wohnhaus, das dem Alltag einer vierköpfigen Familie plus Hund standhalten muss. Technik soll das Leben vereinfachen und nicht komplizierter machen. Das Gebäude ist so konzipiert, dass die vorhandene Technik jeder Zeit nach- und aufgerüstet werden kann.
Das Wohnhaus besteht aus drei Modulen, Hub, Love und Guests genannt. Damit Wohnen und Arbeiten räumlich getrennt sind, ist das vierte Modul Work in einem eigenen 80 qm großen Gebäude untergebracht. Aufgrund der flexiblen Module sind die Räume nicht nur trennbar, es besteht auch die Möglichkeit, sie verschiedenen Lebensbedingungen anzupassen. Von der Idee erinnert das Zukunftshaus an das Case Study House des US-amerikanischen Architekten und Designer Charles Eames. Dieses wurde im Jahr 1949 erbaut und bestand ebenfalls aus einem größeren Wohnhaus und einem kleineren Studio zum Arbeiten.

Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.horx.com | www.zukunftsinstitut.de) | Foto © Klaus Vyhnalek
Im Hub, dem Zentrum des Wohnhauses, befindet sich die großzügige Wohnküche. Dort spielt sich das familiäre und soziale Leben ab. Einen Fernseher sucht man vergebens. Der stört die Kommunikation und Filme können genauso gut im Beamer-Kino des Büros oder über Tablets geschaut werden. In der Küche gibt es eine große Tischplatte, in Höhe einer Arbeitsfläche, die zu gemeinsamen Stunden mit Familie und Freunden einlädt. Außerdem beherbergt die Küche den sogenannten Quooker. Aus diesem Wasserhahn fließt kochendes Wasser, das sich in einem versteckten drei Liter Tank befindet. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Energie. Der gemütliche offene Kamin kann dazu eingesetzt werden, das Wasser des Hauses zu heizen. Vom Hub gelangt man auf der einen Stirnseite in den Bereich Love. Damit ist nicht nur das private Schlafzimmer gemeint, sondern auch das großzügige und eher einem Wohnraum ähnelnde Bad. Auf Fliesen wurde verzichtet, die Badewanne ragt in den Raum hinein. Holzfußboden, Vorhänge und Tapeten sorgen für ein warmes Ambiente. Der Raum dient als Rückzugsort und zum Entspannen.
Die entgegengesetzte Seite des Wohnhauses ist mit dem Titel Guests versehen. Dieser Bereich ist nicht nur für die erwachsenen Söhne, sondern auch für Gäste reserviert. Mit eigenem kleinen Bad und Teeküche kann diese Einheit vom Rest abgetrennt und als eigene Wohnung verstanden werden. Es wäre ebenso möglich, die Räume später als Büro umzufunktionieren und das separate Arbeitsgebäude in ein Wohnhaus zu verwandeln. Im gesamten Ensemble wird gerne mit neuen Materialien gearbeitet, wie zum Beispiel der elektronisch dimmbaren Glaswand, die signalisiert, ob der Zugang vom Flur in den privaten Wohnraum erwünscht ist oder nicht.
Die großen Glasöffnungen verbinden die Natur mit den Innenräumen. Die bodentiefen Fenster öffnen den Blick in den Garten, der sich zwischen den beiden Baukörpern direkt am Waldrand befindet. Er kann von der Terrasse aus betreten werden. Direkt daneben befindet sich ein Swimmingpool. Dieser ist eigentlich ein Badeteich, der sich ganz ohne Chemie und nur durch Pflanzen selbstständig reinigt. Bei Familie Horx wird Biogemüse in Form von Tomatenstauden und Obstbäumen selber angepflanzt. Eigens dafür vorgesehene erhöhte Pflanzkästen ermöglichen auch im Alter, wenn die Beweglichkeit nachlässt, eine unkomplizierte Bearbeitung. Urban Gardening ist nicht nur ein Megatrend in Städten. Je mehr Technik unsere Umwelt beherrscht, umso mehr suchen die Menschen einen Ausgleich in der Natur.
Die Energie der Gebäude wird aus Photovoltaik und Sonnenkollektoren gewonnen. Diese sind in die Oberfläche des Wohnhauses integriert. Die einst klobigen Anlagen zur Energiegewinnung können auf
diese Art unauffällig in die Fassade eingebaut werden und dienen sogar der ästhetischen Gestaltung. Das spart Kosten, denn es muss nur eine Oberfläche finanziert werden. In der Garage, die im
unteren Teil des Wohnhauses liegt, befindet sich die Ladestation für Elektroautos. Ein Zukunftstraum des Bauherren ist, dass das Gebäude später als ganzes Energie erzeugt und zwar mehr als es
verbraucht.
Wer ausführliche Informationen über das Future Evolution House und die Entstehung wünscht, dem sei das Buch „Wir bauen ein Zukunftshaus“ von Oona Horx-Strathern oder einen Besuch auf der offiziellen Webseite empfohlen.
Webseite: www.zukunftshaus.at